Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 60

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
60 rechnen und den Katechismus lernten, und dabei tüchtig ar- beiten könnten, so brauchten sie nicht mehr. Äm eifrigsten widersprach der sich klug dünkende Müller Ambach. Die Kinder, sagte er, sind ohnehin fleischlich ge- sinnt, lehrt sie das Geistige; aber jetzt will der Schulmeister sogar Doctors aus ihnen machen. Das hörte Herr Klug, und nahm sich vor, ihm und sei- nen Nachschwätzern bei der ersten schicklichen Gelegenheit das Maul zu stopfen. Bei der nächsten Zusammenkunft setzte er sich neben dem Meister Ambach und lenkte das Gespräch auf den künstlichen Mühlenbau. Da war Meister Ambaeh in seinem' Elemente und freuete sich, Gelegenheit zu haben, das Kunst- und Sinnreiche der Mahlmaschine in allen Theilen der Versammlung recht auseinander zu setzen. Wozu aber, Meister Ambach, rief endlich Herr Klug mit scheinbarem Erstaunen aus, wozu nützt es ihm, das Alles zu wissen? ich denke, wenn er nur die Mühle zu stellen und in Bewegung zu setzen weiß, so ist das genug. Fast scheint es, er will aus einem Müllermeister ein Mühlenarzt werden. — Was? Mühlenarzt? antwortete lächelnd Meister Am ba ch. Da wäre ich ein schlechter Mütter, wenn ich das nicht ver- stünde! Wäre es nicht eine Schande, Jahr aus Jahr ein mit einer Maschine zu arbeiten, ohne sie genauer zu kennen? Und wie könnte ich das Werk mit Vorsicht gebrauchen, und kleinen Mängeln abhelfen, wenn ich nicht so viel davon verstünde? Bravo! sagte Herr Klug. Aber ans eben dem Grunde erkläre ich auch meinen Schulkindern den kunstreichen Ban des menschlichen Körpers. Wäre es nicht eine Schande, sage ich zu ihnen, Jahr aus Jahr ein mit den Händen dieser herrlichen Maschine zu arbeiten, niit ihren Zähnen zu mahlen, mit ihrem Magen zu vertäuen, mit ihrer Lunge zu athmen, mit ihren Füßen zu gehen, mit ihren Augen zu sehen, mit ihren Ohren zu hören u. s. w., ohne sich näher uni die wunderbare Beschaf- fenheit dieses göttlichen Meisterstücks zu bekümmern? Wie könnt ihr euren Körper mit Vorsicht gebrauchen und schonen, vor Schaden bewahren, kleinen Uebeln abhelfen, wenn ihr ihn nicht einigermaßen kennt! Jeder Müller kennt seine Mühle, um

2. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 136

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
weit Plön) im Jahre 1227 den damals mächtigen Dänen- könig Waldemar schlug und dadurch Norddcutschland von den Dänen befrcietc. (Berat, vr. Krögers norddeutsche Helden-- und Freiheitskämpfe.) 2) Das Denkmal des Professors Büsch, der durch seine Handelsschule und seine Handlnngsschriften um das Ge- deihen deshaudels sich großeverdienste erworben hat(ff1800). 3) Das Denkmal Repsolds, welcher durch Verfertigung trefflicher optischer und astronomischer Instrumente sich auszeichnete, und als kühner Dbcrspritzenmeistcr 18)9 bei einembrandc von der einstürzenden Mauer erschlagen wurde. 4) Das Denkmal des Fabrikherrn H. C. Meyer, wel- cher großartige Fabriken für neue Gewcrbszweige grün- dete, auf Veranlassung seiner dankbaren Arbeiter (li-50). Außerdem bezeichnet eine Denktafcl das Hans des be- rühmten Dichters Klopstocks (ff 1803) in der Königstraße. Mehrere neue Straßen ehren den Namen anderer ver- dienstvoller Männer z. B. des Schuldirektors Gurlitt n. a. sgebt die Theile, die Aehnlichkeiten und Unähnlichkeiten, die Zwecke re. der öffentlichen Gebaute an, die ihr kennt.1 §. 43. Unsere Stadt hat nach der letzten Zählung 164,115 Einwohner, nämlich 127,879 innerhalb der Wälle, 18,180 in der Vorstadt St. Georg, und 18,088 in St. Pauli; darunter sind Kinder unter 18 Jahren 62,224. — Diese haben gar viele Bedürfnisse, und jeder gesunde Mensch mnß daher etwas Nützliches lernen, fleißig arbeiten, um sich jene Lebensbedürfnisse zu verschaffen und Andern nützlich zu werden. Die rohen Erzeugnisse des Thier-, Pflanzen- und Mineralicnrcichcs, welche der Landmann (Bauer)/, der Gärtner, der Weinbauer (Winzer), der För- ster, Hirt, Fischer, Jäger, Bergmann rc. gewinnen, be- dürfen einer niannigfaltigen Zubereitung, um Kunstpro- dukte, und dadurch zu unserm Gebrauche recht nützlich zu werden. Diese Bereitung nimmt eine andere Kleiste von Menschen vor, welche gewöhnlich in Städten wohnen, und Handwerker, Professiouisten, Gewerbsleute, und, wenn die Arbeit mehr Kenntniß, Nachdenken und Geschicklichkeit erfordert: Künstler heißen (z. B. Uhrmacher, Bildhauer, Stein- und Buchdrucker, Kupferstecher, Mechaniker, Ma- ler rc.). Gebäude, worin diese Arbeiten im Großen von mehreren Personen betrieben worden, heißen Manufac-

3. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 137

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
137 turni, wenn die Materialien mehr durch Menschen- hände; und Fabriken, wenn sie durch Mitwirkung des Hammers und Feuers bearbeitet werden (daher sagt man: Hntmannfaktnr, dagegen: Stahlfabrik); doch wer- den diese Benennungen häufig verwechselt. In Hamburg giebt es viele Handwerker. Einige arbeiten sur unsere Nahrung, z. B. dermüller, Bäcker, Fleischer (Schlach- ter), Brauer; andere für unsere Wohnung, z. B. der Zimmermann, Maurer, Schlosser, Tischler; noch andere für unsere Kleidung, z. D. der Lein- und Tuchweber, Hntmacher, der Schneider, Gerber und Schuster; oder für unser Hansgeräth, B. die Tischler, Drechsler, Töpfer, Goldschmiede, Blcchschlägcr, Zinngicster :c. Die Kenntniß aller dieser Gewerbe heißt Gewerbsknndc oder Technologie. jgebt die Materialien, die Werkzeuge und das Verfahren der Handwerker an, die ihr kennt; bittet enern Lehrer, euch das Uebrige zu erklären.) In Hanibnrg darf nicht ein jeder ein Handwerk trei- den, sondern er ninß ans bestimmte Art gelernt und das Meisterrecht erworben haben; denn die meisten Handwerke sind in Zünften, Innungen, Gilden vereinigt, und besitzen ihre bestimmten Ordnungen und Gesetze. Der Knabe, wel- cher ein Handwerk erlernen ivill, muß bei einem Meister in die Lehre gehen und sich in das Handwerksbnch einschrei- den (als Lehrling anfdingen lassen), und entweder Lehrgeld bezahlen oder dafür gewöhnlich ein Jahr länger in der Lehre bleiben. Hat er seine Lehrjahre beendigt (ausgelernt), so wird er von dem Amte losgesprochen, znm Gesellen oder Knecht erklärt und ihm ein Lehrbrief ausgefertigt. Jeder muß dann eine Zeitlang ans Reisen (Wanderschaft) gehen, um ;n sehen, wie sein Gewerbe anderswo betrieben wird, und sich darin zu vervollkommnen. Er bekommt dazu seine Kundschaft, seinen Reisepaß und Wanderbnch. In letzteres schreiben alle Meister, bei denen er auf Reisen gearbeitet hat, ein, ob er seine Wanderzeit gut angewendet. Ans diesen Reisen findet der Geselle in den meisten Städten eine Herberge, wo er so lange unterkommen kann, bis er bei einem Meister Arbeit gefunden; für das Fortkommen und die Krankenpflege wird durch das gewöhnliche Lagegeld, wozu jeder Geselle beitragen muß, oder durch bestimmte Geschenke gesorgt. Will der Geselle nun nach vollendeter

4. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 138

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
138 Wanderschaft an irgend einem Orte sich niederlassen,Meister werden, so muß er durch Verfertigung eines sogenannten Meisterstücks beweisen, daß er sein Handwerk gut gelernt hat. In Hamburg werden viele Handwerke getrieben und einige liefern besonders schöne Arbeit, z. B. Mobilien von Mahagoni- und Zuckerkistenholz. Von Fabriken und Manu- fakturen besaß Hamburg vor mehreren hundert Jahren vor- züglich viele Bierbrauereien und vor 50 bis 60 Jahren 5 bis 600 Zuckersiedereien, ansehnliche Kattun- und Tabacks- fabriken, viele Schiffbauercien nebst Seil- und Segeltuch- machcreien; allein diese Gewerbszweige sind fetzt nicht mehr in solchem Flor, doch ernähren sie nebst den Branntwein- brenncreien, Eisengießereien, Fischbeinreißercien, Seifensie- dereien u. s. w. noch ziemlich viele Personen. Die Haupt- nahrung der Stadt entspringt jedoch ans dem Kauf und Verkauf der Natur- und Kunstprodukte, womit sich die Kauf- oder Handelsleute beschäftigen, die auch manche Lebcnsbe- dürfnissi, welche bei uns nicht zu finden sind oder nicht verfertigt werden, zu Lande oder zu Wasser (durch Fuhr- leute oder Schiffer) in großer Menge von fernen Ländern hcrkominen lassen. Beim Einkaufen und Verkaufen werden Makler als Zwischenhändler benutzt. Leute, die mit solchen Waaren im Kleinen handeln, nennt man Krämer. Mit dem Auf- und Abladen der Waaren in die Häuser, Speicher und Schiffe der Handelsleute beschäftigen sich die Fuhrleute, Schutenführer, Krahnzieher, Quartiers- und Arbeitslente, die Korn- und Steinkohlenmesser und Träger; diese heißen, wenn sic im Tagclohn arbeiten, auch Tagelöhner. — Damit auch im Handels- und Schifffahrtswesen Ordnung und Recht gehandhabt werde, so haben die Krämer ihr Amt; die zur See handelnden Kaufleute, welche das Commericnm heißen, haben ihre Vorsteher, die Commerz-Deputation, welche sich auf dem Commerz-Gebäude (vor dem Brande neben der alten Börse) versammeln und ans alles zu achten haben, was das Gedeihen des Handels befördern kann. Handels- streitigkeiten entscheidet das Handelsgericht, auf dem Rathhanse. Anstalten zur Erleichterung des Handels sind die Börse, wo die Kaufleute sich täglich treffen, und ihre Handelsgeschäfte abmachen. Die alte stand dem alten Rath- hause (dem Platze des fetzigen Hauses der patriotischen Gesell- schaft gegenüber, war halbbedeckt auf 14 Doppclpfcilcrn, an

5. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 142

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
142 und Sterne und andern Berechnungen seinen Weg auf dem weiten Meere zu finden. Kommt er in den Hafen an, so werden die Waaren ausgeladen oder gelöscht, gclösst. In unserm Hafen liegen die Schiffe nicht allein vor Sturm gesichert, sondern Aufseher lind Wache sorgen auch für Ordnung und Sicherheit und schützen gegen Diebstahl, Feuer :c. Weil die Elbe an vielen Stellen Sand enthält, worauf die Schiffe festsegcln, stranden können, so liegen dort große, kegelförmige Tonnen an Ketten, wonach der Lauf des Schiffes sich richten muß; an der Mündung der Elbe, d. h. da, wo sie in die Nordsee strömt, sind einige Thürme mit großen brennenden Lampen (Lcnchtthürme) errichtet, damit der Schiffer siel) Nachts danach richten kann, und Lootsen, d. h. Schiffer angestellt, die den Lauf der Elbe und ihre Untiefen genau kennen, um fremde Schiffe ohne Gefahr in den Hafen zu bringen. Regelmäßig gehen von hier Brief- und Fahrpo- sten nach den verschiedensten Ländern und Städten, wo- durch der Verkehr unter den Menschen sehr erleichtert wird. Ehedem mußte man einen eigenen Boten schicken oder war- ten bis jemand dorthin reise, wohin man Briefe oder Bestellungen hatte. (Landstraßen, Chausseen, Eisenbah- nen, Dampfwagen, Fähren, Post- und Wirthshäuser.) Zum Gelchrtcnstande gehören: Prediger, Aerzte, Rechtsgelchrte, Lehrer. Zum Wchrstand: die Soldaten, welche in Fußvolk (Infanteristen), Reiter (Eavallcristen), Kanoniere (Artilleristen) eingetheilt werden. Die übrigen: Landleutc, Gcwerbtreibende :c. gehören zum Nährstande. Es giebt also ein Nähr-, Wehr- und Lehrstand. Die Volkssprache in Hamburg ist eine Mundart (Dialekt) der hochdeutschen (Schrift-) Sprache, und wird platt- oder niederdeutsch genannt. 8. 46. Rechte und Pflichten der Bürger. Bedürfniß der Obrigkeit. Im Staate haben die Menschen Rechte gegeneinander, und die Obrigkeit ist dazu verordnet, daß sie jedem sein Recht sichere und zur Erfüllung seiner Pflicht anhalte. Hat unsjemand in unsern Rechten ge- kränkt, so dürfen wir uns nicht selbst Recht verschaffen z. B. wir dürfen den, der uns geschimpft, nickt wieder schimpfen; wer uns bestohlen oder betrogen hat, nicht wieder etwas neh- men, sondern müssen ihn bei der Obrigkeit verklagen, und

6. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 146

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
146 richtig und gewissenhaft seine Abgaben an Steuern, Zoll und Accise, bezahlen. Die Aufsicht über sämmtliche Ein- nahmen und Ausgaben führt diestad tkämmerei, tvelche aus zehn Bürgern besteht, die ihramt lojahre lang verwalten. Rath und Bürgerschaft, so wie Kämmercibürger :c. haben ihr Versammlungszimuier auf dem Rathhausc. In frühern Zeiten stand es auf dem Fischmarktc. Dann bei der alten Börse, mit welcher cs 1842 abbrannte. An der vorder» Seite des ältern Theiles standen 21 Bildsäulen deutscher Kaiser: von Rudolph I., welcher 1273, bis Fer- dinand Iii., welcher 1637 zur Regierung kam. Das Po- lizeiamt ist auf dem Stadthause. Das Haupt-Zoll-und Aecise-Comptoir (jetzt Bleichen- brücke) war vor dem Brande auf dein Eimbcckschen Hause, das feinen Namen daher führte, weil das ehedem beliebte Eimbecksche Bier blos hier verkauft werden durfte, uni nicht den hiesigen Brauereien zu schaden. Es ivar ein hochauf- getrepptes Gebäude, und unter demselben der sogenannte Raths Weinkeller mit dem steinernen Bachus, jetzt im Museum. 8. 47. In unserer Stadt sind auch viele arme Leute, tvelche theils durch ihre Schuld (durch ihre Faulheit, Un- ordnung und Verschwendung), theils ohne ihre Schuld (durch Krankheit, Theurung, Mangel an Arbeit, Betrug schlechter Menschen), in verschuldete oder unverschuldete Armuth gerathen sind. Damit diese nun nicht gänzlich Noth leiden und in ihrem Elende umkommen, ist eine Armcnanstalt errichtet. Die Stadt ist deshalb in 6 Hauptbezirke eingetheilt, jeder hat einen Rathsherrn (Ar- mcnherrn) au seiner Spitze. Jeder Hauptbezirk besteht aus 12 (in den Vorstädten aus 8) Quartieren unter einem Armenvorstehcr und jedes Quartier wird von 2 Armen- pflegcrn verwaltet. Letztere müssen die Umstände der armen Familien undpersoncn genau untersuchen, damit die Leute, welche arbeiten und sich selbst ernähren können, aber aus Faulheit nicht mögen, den andern nicht das Brot vor dem Munde wegnehmen, und um auszumittcln, wie dem wirklich Bedürftigen am Besten zu helfen sei. Denen, die arbeiten können, wird dann, womöglich, eine Arbeit gegeben ; Andere erhalten Unterstützung, entweder ein für allemal, oder einen wöchentlichen Zuschuß, oder Arzt und Arznei

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 9

1854 - Münster : Aschendorff
9 wie er freudig zu einem armen Blinden, der auf einer andern Bank saß, hinhinkte und die Gabe mit ihm theilte. Ich rief ihn zurück und fragte: Vater, ist der dein Bruder oder Ver- wandter? — „Nein," sagte er; „er war mein Kamerad im Kriege; nun ist er es als Krüppel. Er kann nicht betteln gehen, weil er nicht sieht; ich aber sehe; es ist also billig, daß ich auch für ihn Almosen sammle." — Wie gerne gab ich ihm nun ein Goldstück! Und wenn wir, die wir böse sind, so ergriffen werden vom Anblicke der Liebe und Treue, wie viel mehr wird es dann unserm Vater im Himmel gefallen, wenn er sieht, daß die Menschen einander lieben und brüderlich un- terstützen! Theile von dem Deinigen mit, so wirst du mehr empfangen!" 18. Froher Muth geht über Geld und Gut. Es war einmal ein armer Handwerksmann, ein Leinweber, der saß täglich schon in aller Frühe in seiner Werkstatt und arbeitete. Und wie er denn allezeit fröhlichen Muthes war, so sang er zum Zeitvertreib nebenbei manch schönes weltliches oder geistliches Liedlein, je nachdem es ihm just ums Herz war; und er hatte eine so klare und volle Stimme, daß die Nachbarn keines Haushahns bedurften, der sie aufweckte. Dies war aber eben dem reichen Kaufherrn nicht recht, der neben ihm wohnte; denn wenn der vor Mitternacht nicht schlafen konnte wegen Geldsorgen, so mußte er nach Mitternacht noch wach bleiben wegen des lästigen Singsangs des Nachbars. Er Lachte daher ernstlich darauf, dem Unfug ein Ende zu machen. Verbieten konnt' er's ihm nicht; denn das Singen gehört, wie das Beten und Arbeiten, zum Hausrecht, darin Niemand ge- stört werden kann. Also mußte er andere Mittel gebrauchen. Er ließ den Handwerker kommen, und fragte ihn, wie hoch er sein Singen anschlage? Der meinte, einen Tagelohn sei es sicherlich werth, da es ihm das Tagewerk selbst so leicht mache. Jener fragte weiter, wie viel das betrage? Der Weber ant- wortete: So und so viel, und es war doch nicht viel. Darauf sagte der Kaufherr, er wolle ihn einen Monat lang zum voraus bezahlen, nicht für das "Singen, sondern daß er still sei. Und er legte ihm das Geld wirklich hin. Der Leinweber dachte bei s

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 42

1854 - Münster : Aschendorff
42 54. Der Graf und -er Nagelschmied. Handwerk hat einen goldenen Boden. In der Nähe eines Schlosses, auf welchem ein reicher Graf wohnte, hatte ein armer Nagelschmied seine Hütte, worin er vom frühen Morgen bis zum dunkeln Abend emsig sein Hand- werk betrieb. Da es aber der Schmiede so viele im Lande gab, und er nichts weiter verstand, als Nägel zu schlagen, so wollte es ihm trotz seines angestrengten Eifers nicht gelingen, sich mehr als den nöthigen Lebensunterhalt zu erwerben. Der Sohn des Grafen, ein munterer, rüstiger Jüngling, kam häufig an die Hütte und sah dem Gehämmer zu; denn er hatte sowohl an den Einfällen und Erzählungen des wackeren Man- nes, wie auch an dem spritzenden Feuer und dem raschen Ent- stehen eines Nagels seine Freude. „Wollen Sie nicht auch einmal versuchen, gnädiger Herr," fragte eines Tages der Schmied, „ob Sie wohl einen Nagel zu Stande bringend Schaden wird es Ihnen gewiß nicht; wozu es aber noch ein- mal nützen kann, das weiß man nicht; denn es ist ein alter Spruch: Handwerk hat einen goldenen Boden." Der junge Graf lächelte und nahm das Eisen und den Hammer. Das ging nun freilich Anfangs etwas ängstlich und unbeholfen her; aber ein gewisser edler Stolz, etwas Angefangenes auch durch- zuführen, und eine natürliche Freude an jeglicher Art von Ue- bung ließ den jungen Herrn nicht eher ruhen, als bis er mit einer ziemlichen Behendigkeit einen Nagel vollenden konnte. Das füllte denn manche seiner müßigen Stunden aus und machte dem Schmiede trotz des Zeitverlustes eine herzliche Freude. Der junge Graf hatte eben nach dem Tode seines Vaters die reiche Erbschaft angetreten, als ihn schwere Kriegesunruhen auch schon wieder von seinen Gütern vertrieben und ihn nö- thigten, schnell und heimlich aus dem Lande zu flüchten. Die wenige Baarschaft, welche er mitnahm, war bald verzehrt, und seine Schicksale drängten sich so, daß er in einem kleinen Dorfe seinen Aufenthalt zu nehmen gezwungen war, und auch dort zuletzt nicht mehr wußte, wie er sein Leben fristen sollte. Es war an einem späten Abende, als er trübselig über die Land- straße hinwanderte und sich seiner düstern Stimmung ganz überließ. Da sah er das helle Feuer einer nahen Schmiede und hörte

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 73

1854 - Münster : Aschendorff
73 nicht, in der That aber meinte er's am redlichsten mit ihm. — Einst ward dieser Mann vor Gericht gefordert. „Wer von euch," sprach er zu seinen Freunden, „will mit mir gehen und für meine Unschuld zeugen? denn ich bin hart ver- klagt worden, und der Richter zürnt." Da entschuldigte sich der Erste von ihnen, daß er nicht mit ihm gehen könne wegen anderer Geschäfte, und ging hin und suchte sich andere Freunde auf, an die er sich hinge. — Der Zweite begleitete ihn zwar bis zur Thür des Nichthau- ses in tiefer Betrübniß; dann aber wendete er sich Plötzlich und ging zurück, aus Furcht vor dem Zorn des Richters. — Der Dritte, auf den er am wenigsten gebaut hatte, ging mit ihm hinein und redete für ihn, und zeugte von seiner Un- schuld so freudig, daß der Richter ihn frei sprach von der Schuld, wegen welcher die Klage wider ihn war erhoben worden. Dreierlei Freunde hat der Mensch auf dieser Welt. Aber wie verhalten sie sich gegen ihn in der Stunde des Todes, wenn ihn Gott zur Rechenschaft vor Gericht fordert? Das Geld und die irdischen Güter, seine trautesten Freunde, verlassen ihn zuerst und gehen nicht mit ihm. — Seine Verwandten und die Genossen seines Glücks begleiten ihn bis zur Thür des Grabes, und weinen und trauern um ihn, und kehren wieder zurück in ihre Häuser. — Aber der dritte Freund, den er im Leben oft am meisten übersah, das sind seine guten Werke, ein redlicher Wille und ein reines Gewissen. Sie allein begleiten ihn zum Throne der Gerechtigkeit; sie gehen voran und sprechen für ihn und finden Barmherzigkeit und Gnade. 83. Der kleine Friedensbote. Ein Gerber und ein Bäcker waren einmal Nachbarn, und die gelbe und die weiße Schürze vertrugen sich auf das beste. Wenn dem Gerber ein Kind geboren wurde, hob es der Bäcker aus der Taufe, und wenn der Bäcker in seinem großen Obst- garten an die Stelle eines ausgedienten Invaliden einen Re- kruten bedurfte, ging der Gerber in seine schöne Baumschule und hob den schönsten Mann aus, den er hatte, einen Mau-

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 105

1854 - Münster : Aschendorff
108. Der Schuster und der Kaufmann. In Lyon lebte zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Schuh- macher, Louis Berthier genannt, der gewöhnlich auch des Sonntags — wenigstens am Vormittag — in seiner Werkstätte arbeitete. Ein ihm gegenüber wohnender Kaufmann, ein wah- rer Christ und frommer Eiferer für die Sonntagsfeier, sah dieses mit großem Leidwesen, und konnte sich endlich nicht mehr enthalten, dem Nachbar hierüber freundschaftliche Vorstellungen zu machen. Doch der Schuhmacher entgegnete, daß er den Sonntag nothwenvig zur Arbeit brauche. „Sie, Herr Nach- bar! fuhr er fort, sind ein wohlhabender Mann, und können sich ohne Schaden am Sonntage Ruhe gönnen; allein ich bringe mich und meine zahlreiche Familie nur kümmerlich fort, und würde einen sehr empfindlichen Schaden erleiden, wenn ich nicht auch des Sonntags arbeitete. Zudem werde ich, da ich jetzt, Gott sei Dank! ziemlich viele Kunden habe, Samstags nie mit der Arbeit fertig, und muß darum auch noch den Sonntag benutzen." Der Kaufmann schüttelte un- gläubig zu diesen Entschuldigungen den Kopf, und sprach freundlich: „Ich wünsche nicht, daß Sie und Ihre Familie Schaden leiden, und darum erkläre ich mich bereit, allen Scha- den Ihnen gewissenhaft zu vergüten, wenn Sie ein halbes Jahr lang des Sonntags nicht arbeiten, sondern, wie es un- sere Christenpflicht erheischt, dem pfarrlichen Gottesdienste bei- wohnen. Gehen Sie diesen Vorschlag ein?" „Von Herzen gern", war die Antwort; „von den Mühen der Woche ausruhen und in die Kirche gehen ist wohl leichter, als arbeiten, beson- ders da Ihre Güte mir allen Schaden ersetzen will." Die beiden Nachbarn gaben sich freundlich die Hand, und der Ver- trag wegen der Sonntagsfeier war geschlossen. Nachdem ein halbes Jahr vorüber war, ging der Kaufmann wieder zum Schuhmacher und sprach: „Brav, Herr Nachbar! Sie haben Ihr Wort ehrlich gehalten; nun will auch ich das meinige halten. Sagen Sie mir also, wie viel der Schaden beträgt, den Sie und Ihre Familie durch die Unterlassung der Arbeit am Sonntage erlitten haben? Ich will Alles meinem Ver- sprechen gemäß vergüten bis auf einen Heller." „O kei- nen Kreuzer, bester Herr! sind Sie mir zu vergüten verpflich-
   bis 10 von 53 weiter»  »»
53 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 53 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 4
2 0
3 3
4 1
5 23
6 0
7 2
8 2
9 0
10 15
11 1
12 0
13 0
14 0
15 2
16 1
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 1
23 0
24 1
25 0
26 3
27 1
28 0
29 2
30 1
31 0
32 0
33 5
34 0
35 0
36 2
37 31
38 0
39 18
40 0
41 1
42 0
43 0
44 0
45 5
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 0
4 5
5 0
6 1
7 1
8 0
9 0
10 0
11 1
12 1
13 0
14 0
15 1
16 2
17 30
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 1
24 2
25 2
26 2
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 4
33 0
34 0
35 0
36 9
37 3
38 0
39 12
40 4
41 1
42 4
43 0
44 0
45 10
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 4
53 0
54 9
55 0
56 0
57 0
58 1
59 0
60 0
61 0
62 1
63 0
64 0
65 0
66 2
67 0
68 5
69 3
70 0
71 9
72 10
73 2
74 0
75 1
76 4
77 13
78 0
79 1
80 1
81 1
82 2
83 0
84 1
85 1
86 0
87 7
88 1
89 1
90 0
91 0
92 14
93 0
94 39
95 1
96 0
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 60
1 28
2 86
3 69
4 31
5 39
6 153
7 22
8 14
9 109
10 94
11 19
12 147
13 171
14 32
15 20
16 16
17 14
18 61
19 61
20 8
21 70
22 27
23 9
24 185
25 46
26 51
27 45
28 208
29 42
30 48
31 10
32 41
33 738
34 125
35 10
36 37
37 25
38 21
39 97
40 42
41 7
42 196
43 149
44 95
45 14
46 169
47 46
48 38
49 7
50 192
51 490
52 10
53 13
54 13
55 38
56 47
57 11
58 95
59 548
60 4
61 44
62 46
63 19
64 47
65 83
66 41
67 13
68 16
69 0
70 18
71 65
72 59
73 7
74 15
75 126
76 12
77 33
78 46
79 15
80 49
81 1005
82 4
83 59
84 184
85 32
86 14
87 21
88 12
89 103
90 14
91 36
92 3
93 26
94 16
95 29
96 8
97 55
98 19
99 27
100 809
101 21
102 185
103 10
104 16
105 17
106 38
107 93
108 6
109 62
110 138
111 153
112 81
113 58
114 86
115 14
116 159
117 16
118 25
119 53
120 31
121 161
122 29
123 56
124 183
125 151
126 16
127 50
128 32
129 55
130 35
131 390
132 45
133 71
134 18
135 26
136 114
137 70
138 16
139 41
140 59
141 35
142 93
143 145
144 34
145 18
146 37
147 36
148 6
149 7
150 32
151 73
152 307
153 23
154 53
155 92
156 172
157 106
158 29
159 24
160 31
161 24
162 32
163 49
164 112
165 56
166 118
167 79
168 71
169 57
170 47
171 69
172 3
173 92
174 44
175 783
176 34
177 277
178 16
179 315
180 63
181 32
182 146
183 242
184 64
185 31
186 6
187 63
188 30
189 43
190 17
191 28
192 68
193 87
194 34
195 117
196 225
197 28
198 69
199 31