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rechnen und den Katechismus lernten, und dabei tüchtig ar-
beiten könnten, so brauchten sie nicht mehr.
Äm eifrigsten widersprach der sich klug dünkende Müller
Ambach. Die Kinder, sagte er, sind ohnehin fleischlich ge-
sinnt, lehrt sie das Geistige; aber jetzt will der Schulmeister
sogar Doctors aus ihnen machen.
Das hörte Herr Klug, und nahm sich vor, ihm und sei-
nen Nachschwätzern bei der ersten schicklichen Gelegenheit das
Maul zu stopfen. Bei der nächsten Zusammenkunft setzte er
sich neben dem Meister Ambach und lenkte das Gespräch auf
den künstlichen Mühlenbau. Da war Meister Ambaeh in
seinem' Elemente und freuete sich, Gelegenheit zu haben, das
Kunst- und Sinnreiche der Mahlmaschine in allen Theilen der
Versammlung recht auseinander zu setzen.
Wozu aber, Meister Ambach, rief endlich Herr Klug
mit scheinbarem Erstaunen aus, wozu nützt es ihm, das Alles
zu wissen? ich denke, wenn er nur die Mühle zu stellen und
in Bewegung zu setzen weiß, so ist das genug. Fast scheint
es, er will aus einem Müllermeister ein Mühlenarzt werden. —
Was? Mühlenarzt? antwortete lächelnd Meister Am ba ch.
Da wäre ich ein schlechter Mütter, wenn ich das nicht ver-
stünde! Wäre es nicht eine Schande, Jahr aus Jahr ein mit
einer Maschine zu arbeiten, ohne sie genauer zu kennen? Und
wie könnte ich das Werk mit Vorsicht gebrauchen, und kleinen
Mängeln abhelfen, wenn ich nicht so viel davon verstünde?
Bravo! sagte Herr Klug. Aber ans eben dem Grunde
erkläre ich auch meinen Schulkindern den kunstreichen Ban des
menschlichen Körpers. Wäre es nicht eine Schande, sage ich
zu ihnen, Jahr aus Jahr ein mit den Händen dieser herrlichen
Maschine zu arbeiten, niit ihren Zähnen zu mahlen, mit ihrem
Magen zu vertäuen, mit ihrer Lunge zu athmen, mit ihren
Füßen zu gehen, mit ihren Augen zu sehen, mit ihren Ohren
zu hören u. s. w., ohne sich näher uni die wunderbare Beschaf-
fenheit dieses göttlichen Meisterstücks zu bekümmern? Wie
könnt ihr euren Körper mit Vorsicht gebrauchen und schonen,
vor Schaden bewahren, kleinen Uebeln abhelfen, wenn ihr ihn
nicht einigermaßen kennt! Jeder Müller kennt seine Mühle, um
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
weit Plön) im Jahre 1227 den damals mächtigen Dänen-
könig Waldemar schlug und dadurch Norddcutschland von
den Dänen befrcietc. (Berat, vr. Krögers norddeutsche
Helden-- und Freiheitskämpfe.)
2) Das Denkmal des Professors Büsch, der durch seine
Handelsschule und seine Handlnngsschriften um das Ge-
deihen deshaudels sich großeverdienste erworben hat(ff1800).
3) Das Denkmal Repsolds, welcher durch Verfertigung
trefflicher optischer und astronomischer Instrumente sich
auszeichnete, und als kühner Dbcrspritzenmeistcr 18)9 bei
einembrandc von der einstürzenden Mauer erschlagen wurde.
4) Das Denkmal des Fabrikherrn H. C. Meyer, wel-
cher großartige Fabriken für neue Gewcrbszweige grün-
dete, auf Veranlassung seiner dankbaren Arbeiter (li-50).
Außerdem bezeichnet eine Denktafcl das Hans des be-
rühmten Dichters Klopstocks (ff 1803) in der Königstraße.
Mehrere neue Straßen ehren den Namen anderer ver-
dienstvoller Männer z. B. des Schuldirektors Gurlitt n. a.
sgebt die Theile, die Aehnlichkeiten und Unähnlichkeiten, die
Zwecke re. der öffentlichen Gebaute an, die ihr kennt.1
§. 43. Unsere Stadt hat nach der letzten Zählung
164,115 Einwohner, nämlich 127,879 innerhalb der Wälle,
18,180 in der Vorstadt St. Georg, und 18,088 in St.
Pauli; darunter sind Kinder unter 18 Jahren 62,224. —
Diese haben gar viele Bedürfnisse, und jeder gesunde Mensch
mnß daher etwas Nützliches lernen, fleißig arbeiten, um
sich jene Lebensbedürfnisse zu verschaffen und Andern
nützlich zu werden. Die rohen Erzeugnisse des Thier-,
Pflanzen- und Mineralicnrcichcs, welche der Landmann
(Bauer)/, der Gärtner, der Weinbauer (Winzer), der För-
ster, Hirt, Fischer, Jäger, Bergmann rc. gewinnen, be-
dürfen einer niannigfaltigen Zubereitung, um Kunstpro-
dukte, und dadurch zu unserm Gebrauche recht nützlich zu
werden. Diese Bereitung nimmt eine andere Kleiste von
Menschen vor, welche gewöhnlich in Städten wohnen,
und Handwerker, Professiouisten, Gewerbsleute, und, wenn
die Arbeit mehr Kenntniß, Nachdenken und Geschicklichkeit
erfordert: Künstler heißen (z. B. Uhrmacher, Bildhauer,
Stein- und Buchdrucker, Kupferstecher, Mechaniker, Ma-
ler rc.). Gebäude, worin diese Arbeiten im Großen von
mehreren Personen betrieben worden, heißen Manufac-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Waldemar H._C._Meyer Gurlitt Georg Fischer Bergmann
137
turni, wenn die Materialien mehr durch Menschen-
hände; und Fabriken, wenn sie durch Mitwirkung des
Hammers und Feuers bearbeitet werden (daher sagt
man: Hntmannfaktnr, dagegen: Stahlfabrik); doch wer-
den diese Benennungen häufig verwechselt. In Hamburg
giebt es viele Handwerker. Einige arbeiten sur unsere
Nahrung, z. B. dermüller, Bäcker, Fleischer (Schlach-
ter), Brauer; andere für unsere Wohnung, z. B. der
Zimmermann, Maurer, Schlosser, Tischler; noch andere
für unsere Kleidung, z. D. der Lein- und Tuchweber,
Hntmacher, der Schneider, Gerber und Schuster; oder für
unser Hansgeräth, B. die Tischler, Drechsler,
Töpfer, Goldschmiede, Blcchschlägcr, Zinngicster :c. Die
Kenntniß aller dieser Gewerbe heißt Gewerbsknndc oder
Technologie. jgebt die Materialien, die Werkzeuge und das
Verfahren der Handwerker an, die ihr kennt; bittet enern
Lehrer, euch das Uebrige zu erklären.)
In Hanibnrg darf nicht ein jeder ein Handwerk trei-
den, sondern er ninß ans bestimmte Art gelernt und das
Meisterrecht erworben haben; denn die meisten Handwerke
sind in Zünften, Innungen, Gilden vereinigt, und besitzen
ihre bestimmten Ordnungen und Gesetze. Der Knabe, wel-
cher ein Handwerk erlernen ivill, muß bei einem Meister
in die Lehre gehen und sich in das Handwerksbnch einschrei-
den (als Lehrling anfdingen lassen), und entweder Lehrgeld
bezahlen oder dafür gewöhnlich ein Jahr länger in der
Lehre bleiben. Hat er seine Lehrjahre beendigt (ausgelernt),
so wird er von dem Amte losgesprochen, znm Gesellen oder
Knecht erklärt und ihm ein Lehrbrief ausgefertigt. Jeder
muß dann eine Zeitlang ans Reisen (Wanderschaft) gehen,
um ;n sehen, wie sein Gewerbe anderswo betrieben wird,
und sich darin zu vervollkommnen. Er bekommt dazu seine
Kundschaft, seinen Reisepaß und Wanderbnch. In letzteres
schreiben alle Meister, bei denen er auf Reisen gearbeitet
hat, ein, ob er seine Wanderzeit gut angewendet. Ans
diesen Reisen findet der Geselle in den meisten Städten eine
Herberge, wo er so lange unterkommen kann, bis er bei
einem Meister Arbeit gefunden; für das Fortkommen und
die Krankenpflege wird durch das gewöhnliche Lagegeld,
wozu jeder Geselle beitragen muß, oder durch bestimmte
Geschenke gesorgt. Will der Geselle nun nach vollendeter
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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138
Wanderschaft an irgend einem Orte sich niederlassen,Meister
werden, so muß er durch Verfertigung eines sogenannten
Meisterstücks beweisen, daß er sein Handwerk gut gelernt
hat. In Hamburg werden viele Handwerke getrieben und
einige liefern besonders schöne Arbeit, z. B. Mobilien von
Mahagoni- und Zuckerkistenholz. Von Fabriken und Manu-
fakturen besaß Hamburg vor mehreren hundert Jahren vor-
züglich viele Bierbrauereien und vor 50 bis 60 Jahren 5
bis 600 Zuckersiedereien, ansehnliche Kattun- und Tabacks-
fabriken, viele Schiffbauercien nebst Seil- und Segeltuch-
machcreien; allein diese Gewerbszweige sind fetzt nicht mehr
in solchem Flor, doch ernähren sie nebst den Branntwein-
brenncreien, Eisengießereien, Fischbeinreißercien, Seifensie-
dereien u. s. w. noch ziemlich viele Personen. Die Haupt-
nahrung der Stadt entspringt jedoch ans dem Kauf und
Verkauf der Natur- und Kunstprodukte, womit sich die Kauf-
oder Handelsleute beschäftigen, die auch manche Lebcnsbe-
dürfnissi, welche bei uns nicht zu finden sind oder nicht
verfertigt werden, zu Lande oder zu Wasser (durch Fuhr-
leute oder Schiffer) in großer Menge von fernen Ländern
hcrkominen lassen. Beim Einkaufen und Verkaufen werden
Makler als Zwischenhändler benutzt. Leute, die mit solchen
Waaren im Kleinen handeln, nennt man Krämer. Mit
dem Auf- und Abladen der Waaren in die Häuser, Speicher
und Schiffe der Handelsleute beschäftigen sich die Fuhrleute,
Schutenführer, Krahnzieher, Quartiers- und Arbeitslente,
die Korn- und Steinkohlenmesser und Träger; diese heißen,
wenn sic im Tagclohn arbeiten, auch Tagelöhner. — Damit
auch im Handels- und Schifffahrtswesen Ordnung und Recht
gehandhabt werde, so haben die Krämer ihr Amt; die zur
See handelnden Kaufleute, welche das Commericnm heißen,
haben ihre Vorsteher, die Commerz-Deputation, welche sich
auf dem Commerz-Gebäude (vor dem Brande neben der
alten Börse) versammeln und ans alles zu achten haben,
was das Gedeihen des Handels befördern kann. Handels-
streitigkeiten entscheidet das Handelsgericht, auf dem
Rathhanse. Anstalten zur Erleichterung des Handels sind
die Börse, wo die Kaufleute sich täglich treffen, und ihre
Handelsgeschäfte abmachen. Die alte stand dem alten Rath-
hause (dem Platze des fetzigen Hauses der patriotischen Gesell-
schaft gegenüber, war halbbedeckt auf 14 Doppclpfcilcrn, an
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
142
und Sterne und andern Berechnungen seinen Weg auf
dem weiten Meere zu finden. Kommt er in den Hafen an,
so werden die Waaren ausgeladen oder gelöscht, gclösst.
In unserm Hafen liegen die Schiffe nicht allein vor
Sturm gesichert, sondern Aufseher lind Wache sorgen auch
für Ordnung und Sicherheit und schützen gegen Diebstahl,
Feuer :c. Weil die Elbe an vielen Stellen Sand enthält,
worauf die Schiffe festsegcln, stranden können, so liegen
dort große, kegelförmige Tonnen an Ketten, wonach der
Lauf des Schiffes sich richten muß; an der Mündung der
Elbe, d. h. da, wo sie in die Nordsee strömt, sind einige
Thürme mit großen brennenden Lampen (Lcnchtthürme)
errichtet, damit der Schiffer siel) Nachts danach richten
kann, und Lootsen, d. h. Schiffer angestellt, die den
Lauf der Elbe und ihre Untiefen genau kennen, um fremde
Schiffe ohne Gefahr in den Hafen zu bringen.
Regelmäßig gehen von hier Brief- und Fahrpo-
sten nach den verschiedensten Ländern und Städten, wo-
durch der Verkehr unter den Menschen sehr erleichtert wird.
Ehedem mußte man einen eigenen Boten schicken oder war-
ten bis jemand dorthin reise, wohin man Briefe oder
Bestellungen hatte. (Landstraßen, Chausseen, Eisenbah-
nen, Dampfwagen, Fähren, Post- und Wirthshäuser.)
Zum Gelchrtcnstande gehören: Prediger, Aerzte,
Rechtsgelchrte, Lehrer. Zum Wchrstand: die Soldaten,
welche in Fußvolk (Infanteristen), Reiter (Eavallcristen),
Kanoniere (Artilleristen) eingetheilt werden. Die übrigen:
Landleutc, Gcwerbtreibende :c. gehören zum Nährstande.
Es giebt also ein Nähr-, Wehr- und Lehrstand.
Die Volkssprache in Hamburg ist eine Mundart
(Dialekt) der hochdeutschen (Schrift-) Sprache, und wird
platt- oder niederdeutsch genannt.
8. 46. Rechte und Pflichten der Bürger.
Bedürfniß der Obrigkeit. Im Staate haben die
Menschen Rechte gegeneinander, und die Obrigkeit ist dazu
verordnet, daß sie jedem sein Recht sichere und zur Erfüllung
seiner Pflicht anhalte. Hat unsjemand in unsern Rechten ge-
kränkt, so dürfen wir uns nicht selbst Recht verschaffen z. B.
wir dürfen den, der uns geschimpft, nickt wieder schimpfen;
wer uns bestohlen oder betrogen hat, nicht wieder etwas neh-
men, sondern müssen ihn bei der Obrigkeit verklagen, und
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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146
richtig und gewissenhaft seine Abgaben an Steuern, Zoll
und Accise, bezahlen. Die Aufsicht über sämmtliche Ein-
nahmen und Ausgaben führt diestad tkämmerei, tvelche
aus zehn Bürgern besteht, die ihramt lojahre lang verwalten.
Rath und Bürgerschaft, so wie Kämmercibürger :c.
haben ihr Versammlungszimuier auf dem Rathhausc. In
frühern Zeiten stand es auf dem Fischmarktc. Dann bei
der alten Börse, mit welcher cs 1842 abbrannte. An der
vorder» Seite des ältern Theiles standen 21 Bildsäulen
deutscher Kaiser: von Rudolph I., welcher 1273, bis Fer-
dinand Iii., welcher 1637 zur Regierung kam. Das Po-
lizeiamt ist auf dem Stadthause.
Das Haupt-Zoll-und Aecise-Comptoir (jetzt Bleichen-
brücke) war vor dem Brande auf dein Eimbcckschen Hause,
das feinen Namen daher führte, weil das ehedem beliebte
Eimbecksche Bier blos hier verkauft werden durfte, uni nicht
den hiesigen Brauereien zu schaden. Es ivar ein hochauf-
getrepptes Gebäude, und unter demselben der sogenannte
Raths Weinkeller mit dem steinernen Bachus, jetzt im
Museum.
8. 47. In unserer Stadt sind auch viele arme Leute,
tvelche theils durch ihre Schuld (durch ihre Faulheit, Un-
ordnung und Verschwendung), theils ohne ihre Schuld
(durch Krankheit, Theurung, Mangel an Arbeit, Betrug
schlechter Menschen), in verschuldete oder unverschuldete
Armuth gerathen sind. Damit diese nun nicht gänzlich
Noth leiden und in ihrem Elende umkommen, ist eine
Armcnanstalt errichtet. Die Stadt ist deshalb in 6
Hauptbezirke eingetheilt, jeder hat einen Rathsherrn (Ar-
mcnherrn) au seiner Spitze. Jeder Hauptbezirk besteht aus
12 (in den Vorstädten aus 8) Quartieren unter einem
Armenvorstehcr und jedes Quartier wird von 2 Armen-
pflegcrn verwaltet. Letztere müssen die Umstände der armen
Familien undpersoncn genau untersuchen, damit die Leute,
welche arbeiten und sich selbst ernähren können, aber aus
Faulheit nicht mögen, den andern nicht das Brot vor
dem Munde wegnehmen, und um auszumittcln, wie dem
wirklich Bedürftigen am Besten zu helfen sei. Denen, die
arbeiten können, wird dann, womöglich, eine Arbeit gegeben ;
Andere erhalten Unterstützung, entweder ein für allemal,
oder einen wöchentlichen Zuschuß, oder Arzt und Arznei
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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9
wie er freudig zu einem armen Blinden, der auf einer andern
Bank saß, hinhinkte und die Gabe mit ihm theilte. Ich rief
ihn zurück und fragte: Vater, ist der dein Bruder oder Ver-
wandter? — „Nein," sagte er; „er war mein Kamerad
im Kriege; nun ist er es als Krüppel. Er kann nicht betteln
gehen, weil er nicht sieht; ich aber sehe; es ist also billig, daß
ich auch für ihn Almosen sammle." — Wie gerne gab ich
ihm nun ein Goldstück! Und wenn wir, die wir böse sind, so
ergriffen werden vom Anblicke der Liebe und Treue, wie viel
mehr wird es dann unserm Vater im Himmel gefallen, wenn
er sieht, daß die Menschen einander lieben und brüderlich un-
terstützen! Theile von dem Deinigen mit, so wirst du mehr
empfangen!"
18. Froher Muth geht über Geld und Gut.
Es war einmal ein armer Handwerksmann, ein Leinweber,
der saß täglich schon in aller Frühe in seiner Werkstatt und
arbeitete. Und wie er denn allezeit fröhlichen Muthes war,
so sang er zum Zeitvertreib nebenbei manch schönes weltliches
oder geistliches Liedlein, je nachdem es ihm just ums Herz
war; und er hatte eine so klare und volle Stimme, daß die
Nachbarn keines Haushahns bedurften, der sie aufweckte. Dies
war aber eben dem reichen Kaufherrn nicht recht, der neben
ihm wohnte; denn wenn der vor Mitternacht nicht schlafen
konnte wegen Geldsorgen, so mußte er nach Mitternacht noch
wach bleiben wegen des lästigen Singsangs des Nachbars. Er
Lachte daher ernstlich darauf, dem Unfug ein Ende zu machen.
Verbieten konnt' er's ihm nicht; denn das Singen gehört, wie
das Beten und Arbeiten, zum Hausrecht, darin Niemand ge-
stört werden kann. Also mußte er andere Mittel gebrauchen.
Er ließ den Handwerker kommen, und fragte ihn, wie hoch
er sein Singen anschlage? Der meinte, einen Tagelohn sei es
sicherlich werth, da es ihm das Tagewerk selbst so leicht mache.
Jener fragte weiter, wie viel das betrage? Der Weber ant-
wortete: So und so viel, und es war doch nicht viel. Darauf
sagte der Kaufherr, er wolle ihn einen Monat lang zum voraus
bezahlen, nicht für das "Singen, sondern daß er still sei. Und
er legte ihm das Geld wirklich hin. Der Leinweber dachte bei
s
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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42
54. Der Graf und -er Nagelschmied.
Handwerk hat einen goldenen Boden.
In der Nähe eines Schlosses, auf welchem ein reicher Graf
wohnte, hatte ein armer Nagelschmied seine Hütte, worin er
vom frühen Morgen bis zum dunkeln Abend emsig sein Hand-
werk betrieb. Da es aber der Schmiede so viele im Lande
gab, und er nichts weiter verstand, als Nägel zu schlagen, so
wollte es ihm trotz seines angestrengten Eifers nicht gelingen,
sich mehr als den nöthigen Lebensunterhalt zu erwerben. Der
Sohn des Grafen, ein munterer, rüstiger Jüngling, kam
häufig an die Hütte und sah dem Gehämmer zu; denn er hatte
sowohl an den Einfällen und Erzählungen des wackeren Man-
nes, wie auch an dem spritzenden Feuer und dem raschen Ent-
stehen eines Nagels seine Freude. „Wollen Sie nicht auch
einmal versuchen, gnädiger Herr," fragte eines Tages der
Schmied, „ob Sie wohl einen Nagel zu Stande bringend
Schaden wird es Ihnen gewiß nicht; wozu es aber noch ein-
mal nützen kann, das weiß man nicht; denn es ist ein alter
Spruch: Handwerk hat einen goldenen Boden." Der junge
Graf lächelte und nahm das Eisen und den Hammer. Das
ging nun freilich Anfangs etwas ängstlich und unbeholfen her;
aber ein gewisser edler Stolz, etwas Angefangenes auch durch-
zuführen, und eine natürliche Freude an jeglicher Art von Ue-
bung ließ den jungen Herrn nicht eher ruhen, als bis er mit
einer ziemlichen Behendigkeit einen Nagel vollenden konnte.
Das füllte denn manche seiner müßigen Stunden aus und
machte dem Schmiede trotz des Zeitverlustes eine herzliche Freude.
Der junge Graf hatte eben nach dem Tode seines Vaters
die reiche Erbschaft angetreten, als ihn schwere Kriegesunruhen
auch schon wieder von seinen Gütern vertrieben und ihn nö-
thigten, schnell und heimlich aus dem Lande zu flüchten. Die
wenige Baarschaft, welche er mitnahm, war bald verzehrt, und
seine Schicksale drängten sich so, daß er in einem kleinen Dorfe
seinen Aufenthalt zu nehmen gezwungen war, und auch dort
zuletzt nicht mehr wußte, wie er sein Leben fristen sollte. Es
war an einem späten Abende, als er trübselig über die Land-
straße hinwanderte und sich seiner düstern Stimmung ganz überließ.
Da sah er das helle Feuer einer nahen Schmiede und hörte
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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73
nicht, in der That aber meinte er's am redlichsten mit
ihm. — Einst ward dieser Mann vor Gericht gefordert.
„Wer von euch," sprach er zu seinen Freunden, „will mit mir
gehen und für meine Unschuld zeugen? denn ich bin hart ver-
klagt worden, und der Richter zürnt."
Da entschuldigte sich der Erste von ihnen, daß er nicht
mit ihm gehen könne wegen anderer Geschäfte, und ging hin
und suchte sich andere Freunde auf, an die er sich hinge. —
Der Zweite begleitete ihn zwar bis zur Thür des Nichthau-
ses in tiefer Betrübniß; dann aber wendete er sich Plötzlich
und ging zurück, aus Furcht vor dem Zorn des Richters. —
Der Dritte, auf den er am wenigsten gebaut hatte, ging
mit ihm hinein und redete für ihn, und zeugte von seiner Un-
schuld so freudig, daß der Richter ihn frei sprach von der
Schuld, wegen welcher die Klage wider ihn war erhoben worden.
Dreierlei Freunde hat der Mensch auf dieser Welt. Aber
wie verhalten sie sich gegen ihn in der Stunde des Todes,
wenn ihn Gott zur Rechenschaft vor Gericht fordert?
Das Geld und die irdischen Güter, seine trautesten
Freunde, verlassen ihn zuerst und gehen nicht mit ihm. — Seine
Verwandten und die Genossen seines Glücks begleiten
ihn bis zur Thür des Grabes, und weinen und trauern um
ihn, und kehren wieder zurück in ihre Häuser. — Aber der
dritte Freund, den er im Leben oft am meisten übersah, das
sind seine guten Werke, ein redlicher Wille und
ein reines Gewissen. Sie allein begleiten ihn zum
Throne der Gerechtigkeit; sie gehen voran und sprechen für
ihn und finden Barmherzigkeit und Gnade.
83. Der kleine Friedensbote.
Ein Gerber und ein Bäcker waren einmal Nachbarn, und
die gelbe und die weiße Schürze vertrugen sich auf das beste.
Wenn dem Gerber ein Kind geboren wurde, hob es der Bäcker
aus der Taufe, und wenn der Bäcker in seinem großen Obst-
garten an die Stelle eines ausgedienten Invaliden einen Re-
kruten bedurfte, ging der Gerber in seine schöne Baumschule
und hob den schönsten Mann aus, den er hatte, einen Mau-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
108. Der Schuster und der Kaufmann.
In Lyon lebte zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Schuh-
macher, Louis Berthier genannt, der gewöhnlich auch des
Sonntags — wenigstens am Vormittag — in seiner Werkstätte
arbeitete. Ein ihm gegenüber wohnender Kaufmann, ein wah-
rer Christ und frommer Eiferer für die Sonntagsfeier, sah
dieses mit großem Leidwesen, und konnte sich endlich nicht mehr
enthalten, dem Nachbar hierüber freundschaftliche Vorstellungen
zu machen. Doch der Schuhmacher entgegnete, daß er den
Sonntag nothwenvig zur Arbeit brauche. „Sie, Herr Nach-
bar! fuhr er fort, sind ein wohlhabender Mann, und können
sich ohne Schaden am Sonntage Ruhe gönnen; allein ich
bringe mich und meine zahlreiche Familie nur kümmerlich fort,
und würde einen sehr empfindlichen Schaden erleiden, wenn
ich nicht auch des Sonntags arbeitete. Zudem werde ich,
da ich jetzt, Gott sei Dank! ziemlich viele Kunden habe,
Samstags nie mit der Arbeit fertig, und muß darum auch
noch den Sonntag benutzen." Der Kaufmann schüttelte un-
gläubig zu diesen Entschuldigungen den Kopf, und sprach
freundlich: „Ich wünsche nicht, daß Sie und Ihre Familie
Schaden leiden, und darum erkläre ich mich bereit, allen Scha-
den Ihnen gewissenhaft zu vergüten, wenn Sie ein halbes
Jahr lang des Sonntags nicht arbeiten, sondern, wie es un-
sere Christenpflicht erheischt, dem pfarrlichen Gottesdienste bei-
wohnen. Gehen Sie diesen Vorschlag ein?" „Von Herzen
gern", war die Antwort; „von den Mühen der Woche ausruhen
und in die Kirche gehen ist wohl leichter, als arbeiten, beson-
ders da Ihre Güte mir allen Schaden ersetzen will." Die
beiden Nachbarn gaben sich freundlich die Hand, und der Ver-
trag wegen der Sonntagsfeier war geschlossen. Nachdem ein
halbes Jahr vorüber war, ging der Kaufmann wieder zum
Schuhmacher und sprach: „Brav, Herr Nachbar! Sie haben
Ihr Wort ehrlich gehalten; nun will auch ich das meinige
halten. Sagen Sie mir also, wie viel der Schaden beträgt,
den Sie und Ihre Familie durch die Unterlassung der Arbeit
am Sonntage erlitten haben? Ich will Alles meinem Ver-
sprechen gemäß vergüten bis auf einen Heller." „O kei-
nen Kreuzer, bester Herr! sind Sie mir zu vergüten verpflich-
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